Kolloquium: "Inflation des Realen – Verschwinden des Symbolischen. Die Aktualität von Lacans Denken in der kulturwissenschaftlichen Diskussion

15. Januar 2004

Zeit: 15. – 17. Januar 2004
Veranstaltungsort: Bremen, Gästehaus der Universität im Teerhof
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Verliert unsere Welt den Halt? In der bildenden Kunst ist der verwundete Körper, das Ekelhafte, die Selbstverletzung in die Sphäre des Faszinierenden gerückt. Im Sport treten mit Extremsportarten neue Formen der Betätigung in Erscheinung, die traditionelle Bewegungskulturen ablösen. Herkömmliche gesellschaftliche Institutionen verlieren ihre bindende Autorität. Auch sexuelle Identitäten erscheinen als wandelbare oder verhandelbare Größen. Mithilfe des begrifflichen Werkzeugs aus der psychoanalytischen Theorie Jacques Lacans beschäftigten sich bei einer Tagung an der Universität Bremen 20 renommierte Kulturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus ganz Europa mit Fragen des kulturellen Wandels.

So unterschiedlich einzelne Prozesse des Kulturwandels auch in Erscheinung treten und einzuschätzen sind, so lassen sie sich im Rahmen lacanscher Konzepte gemeinsam im Kontext einer spezifischen kulturellen Veränderung des Gefüges aus symbolischen, imaginären und realen Dimensionen beschreiben: Die Begrifflichkeit Lacans macht deutlich, dass die postmoderne Dominanz des Imaginären und die Positivierung des Realen zusammengehörige Phänomene sind. Dieses Zusammenspiel verweist auf ein Abwesendes, auf das Symbolische.

Die Tagung in Bremen richtete ihr Augenmerk genau darauf: Ist das Symbolische im Verschwinden begriffen oder weichen allein seine vertrauten Formen als sozial anerkannte Verpflichtungssysteme, verankert im Ödipus und in der symbolischen Funktion des Vaters? Wie ist die Transformation dieser Dimension zu denken? Dabei ist es ebenso von Interesse, den Bedingungen und Folgen (und auch den Rezeptionsweisen) des postulierten Rückzugs des Symbolischen nachzugehen, wie mögliche neue Manifestationsformen auszuloten.

Woher kommt die neue Faszination des Realen, von welchem Begehren wird sie getragen? Welche neuen Gestalten des Imaginären und des Symbolischen sind mit der Positivierung des Realen verbunden? Wie sehen neue Bewegungen zwischen dem Imaginären, dem Symbolischen und dem Realen aus? 


Tagungsbeiträge: 

Wolfram Bergande (Berlin), Annette Bitsch (Humboldt Universität, Berlin), Jochen Bonz (Universität Bremen), David S. Caudill (Lexington, USA), Andreas Cremonini (Universität Basel), Insa Härtel (Universität Bremen), Ernesto Laclau (Essex, GB), Susanne Lüdemann (Zentrum für Literaturforschung, Berlin), Nina Ort (Universität München), Elisabeth von Samsonow (Kunstakademie Wien), Yannis Stavrakakis (Athen), Matthias Waltz (Uni Bremen). Die Tagung war auch für Studierende offen.


Veranstalter:

Lehrstuhl Romanische Literaturen Bremen und Projekt "Ursprünge der Moderne - Prozess der Moderne" am IZKT Stuttgart (Internationales Zentrum für Kultur- und Technikforschung); Lacan-Forschungsgruppe Bremen in Zusammenarbeit mit Hannah Arendt-Lectures Bremen und bik (Bremer Institut für Kulturforschung)

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