WIRD VERSCHOBEN AUF DAS SOMMERSEMESTER 2021: Globalgeschichte – Vortragsreihe Sommersemester 2020

13. Mai 2020

Zeit: 13. Mai 2020
Veranstaltungsort: Rathaus Stuttgart, Saal 406/407, Marktplatz 1, 70173 Stuttgart
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Globalgeschichte – Vortragsreihe Sommersemester 2020

Dr. Margret Frenz, Heisenberg-Stelle und IZKT, Universität Stuttgart

>> https://www.hi.uni-stuttgart.de/globe/

Veranstaltungszeit jeweils mittwochs (einmal ausnahmsweise donnerstags), um 19 Uhr im Rathaus Stuttgart, mit anschließendem kleinen Empfang.

Das Interesse an ‛Globalgeschichte’ hat in den vergangenen Jahren an Intensität und Umfang auch an deutschen Universitäten deutlich zugenommen. Die Notwendigkeit, die zunehmende Globalisierung von Wirtschaft, Politik und gesellschaftlichen Zusammenhängen in ihrer historischen Entstehung und Bedeutung zu verstehen, wird immer dringlicher.

In der Vortragsreihe ‛Globalgeschichte: Methodische und theoretische Annäherungen’ werden unterschiedliche Ansätze zu sozial- und wirtschafts- sowie kulturhistorischen Aspekten des “global turn” in der Geschichtswissenschaft einer universitären und breiteren Stadtöffentlichkeit vorgestellt. Damit wird das Spektrum globalhistorischer Ansätze deutlich gemacht und zur Diskussion über aktuelle methodologische und konzeptionelle Fragestellungen eingeladen.

Mittwoch, 13.5.2020, 19 Uhr
Professor Dr. Christof Dejung (Universität Bern)
Globale Sozialgeschichte. Überlegungen zu einem neuen Forschungsfeld auf dem Gebiet der Globalgeschichte

Der Vortrag diskutiert, wie die beiden Ansätze der Global- und Sozialgeschichte systematisch aufeinander bezogen werden könnten, und fragt, inwiefern dies zur Konzipierung von globaler Sozialgeschichte als neuem Forschungsfeld führen könnte. Im Vortrag soll argumentiert werden, dass wir für die Neuzeit die Entstehung oder Transformation sozialer Gruppen wie dem Bürgertum, dem Adel oder der Arbeiterschicht nicht verstehen können, wenn wir nicht den Einfluss globaler Verflechtungen auf die soziale Schichtung berücksichtigen. Außerdem soll gezeigt werden, welche Rolle die Schichtzugehörigkeit bestimmter Gruppen für die Ausgestaltung transregionaler Netzwerke und für Verräumlichungsprozesse spielt.

Donnerstag, 28.5.2020, 19 Uhr
Professorin Dr. Susanne Rau (Universität Erfurt)
Global cities in der Vormoderne? Zur Räumlichkeit und Zeitlichkeit von Globalität

Als global cities werden heute Metropolen verstanden, die Zentren oder Knotenpunkte neuartiger, transnationaler Städtesysteme sind. Dabei kann es sich um Finanzzentren, Börsenplätze oder Zentren transnationaler Konzerne handeln. Hongkong, London, New York, Paris, Tokio werden als solche betrachtet. Die Definition - auch im Sinne einer Gegenwartsdiagnose - geht auf die Stadtsoziologin Saskia Sassen zurück. In meinem Vortrag möchte ich eine Reihe von historischen Städten vorstellen, die in zeitgenössischer Sprache als “Weltstädte” oder “Zentren der Welt” bezeichnet wurden. Dabei soll auch diskutiert werden, ob dies bereits global cities avant la lettre waren, welches Verständnis von “Welt” oder “Globalität” im jeweils historischen Moment zugrundelag, wer (und aus welchem Grund) dieses label verteilte und wie lange die Städte in diesem Ruf standen. Abschließend sollen Kriterien zur Beurteilung des Weltbezugs von Städten formuliert werden, die es ermöglichen, der jeweils historisch-spezifischen Situation von “Weltstädten” oder “Globalstädten” besser gerecht zu werden.

Mittwoch, 24.6.2020, 19 Uhr
Professorin Dr. Rebekka Habermas (Universität Göttingen)
Wie kolonial war die Globalgeschichte des Kaiserreich?

Globalgeschichtliche Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass es in der deutschen Geschichte des langen 19. Jahrhunderts weit mehr globale Verflechtungen gab als wir lange glaubten. Andere Studien haben gezeigt, dass die Kolonialgeschichte für die Gesellschaft des Kaiserreichs weit wichtiger war als lange angenommen. Ausgehend von diesen beiden Feststellungen stellt sich die Frage, wie eng Koloniales und Globales miteinander verbunden waren, oder anders herum: Wie kolonial war die Globalgeschichte des langen 19. Jahrhunderts?

Wie erlebten Frauen und Männer, aus Unterschicht, Bürgertum und Adel, in Großstädten, kleineren Orten und ländlichen Regionen die globalen Vernetzungen? War die Erfahrung globaler Netze im Alltag des Kaiserreichs nicht in allererster Linie die Konfrontation mit kolonialen Welten, mit Ethnographica, neuen Zootieren, den neuen wissenschaftlichen Disziplinen, die wie die Arabistik, Geographie und Botanik eng mit den neuen kolonialen Besitzungen verbunden waren? Verdankten sich die neuen globalen Konsumwelten, die im 19. Jahrhundert in Europa entstanden, nicht ebenfalls vor allem der kolonialen Wirtschaft? Waren die neuen religiösen Verbindungen, die zu einem ersten Weltparlament der Religionen 1893 in Chicago führten, nicht primär der Mission zu verdanken, welche wiederum ein durchaus koloniales Projekt war? War das, was als globales Kaiserreich bezeichnet wird, nicht in erster Linie ein koloniales Kaiserreich? Diesen Fragen will der Vortrag nachgehen, der damit gleichzeitig das Verhältnis von Global- und Kolonialgeschichte neu vermessen möchte.

Mittwoch, 8.7.2020, 19 Uhr
Dr. Festo Mkenda (Xavier University, Cincinnati OH)
Africa and the Usefulness of “Theoretical Heresy” in the Study of Global History

The study of global reality does not allow a comprehensive understanding of every local detail. Yet, a growing appreciation of global interconnectedness and an obvious need to transcend normative implications of old Eurocentrism have made it impossible for historians to stay exclusively in secure enclaves of isolated localism. In their effort to explain broad implications of historical experiences, global historians have usually formulated explanatory theories through extrapolation from manageable, well-studied local cases. From the times of “social evolution” to those of “the end of history”, such theories have trended among historians until old data was interpreted differently or new studies revealed other local experiences that defied inclusion and rendered initially generalized theories untenable. In this paper, I call “theoretical heresy” any new data (or new explanation of old data) that refuses to fit into prevailing theoretical assumptions. Theoretical heresies eventually motivate (sometimes even force) historians to revise old narratives and formulate new theories, and, in the process, continually expand the boundaries of knowledge regarding a more genuine global history. With a special focus on globalizing theories of nationalism, I will illustrate the relevance of African content as useful theoretical heresy that has repeatedly called for a recalibration of old theories and a rethinking of global history.

 

[Bild: yui_shayinglin0 / pixabay]
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