Ludwig M. Eichinger (Mannheim): "Das geschriebene Wort". Warum nicht immer ganz klar ist, was das ist

25. Mai 2009, 21:00 Uhr

Zeit: 25. Mai 2009, 21:00 Uhr
Veranstaltungsort: Keplerstr. 7, Senatssaal
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Prof. Dr. Dr. h.c. mult Ludwig M. Eichinger ist Direktor des Instituts für Deutsche Sprache (IDS) und Ordinarius für Germanistische Linguistik an der Universität Mannheim und Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz.

Nicht nur historisch – was man Hochdeutsch nennt hat nicht zuletzt seinen Kern in Übereinkünften zum gemeinverständlichen Drucken und Schreiben – auch systematisch ist Schreibung und Orthographie nicht etwas, was zusätzlich und zufällig zur eigentlichen – dann gesprochenen – Sprache dazukäme. Wenn das so ist, ist es sinnvoll, Stellen an denen die Fragen der Schreibung nicht eindeutig gelöst zu sein scheinen, nicht so sehr als eine zu korrigierende Unvollkommenheit zu betrachten, sondern als einen Hinweis darauf, nach einem funktionalen Sinn zu suchen. Am Beispiel der Variation im Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung (also in Fällen von Rad fahren/Radfahren bis kurz geschnitten/kurzgeschnitten, um nur zwei Beispiele zu nennen), die in der Diskussion um die Rechtschreibreform einen zentralen Diskussionspunkt darstellte, soll gezeigt werden, dass die Schwankungen in der Schreibung der gleichen Lexemfolgen weithin als sinnvolle Signalisierung von Unterschieden verstanden werden können, dass die Faktoren, die dabei eine Rolle spielen, allerdings so komplex sind, dass sie sich auf der Ebene der üblichen orthographischen Reglungen nur andeuten lassen. Andererseits wäre es ein Verlust an schriftlicher „Steuerungsmöglichkeit“, wenn diese Variation weggeregelt würde.

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