Konferenz Lebende Bauten – Trainierbare Tragwerke

26. Januar 2007

Zeit: 26. – 27. Januar 2007
Veranstaltungsort: Gründerzentrum H7, Heilbronnerstraße 7
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Die Konferenz Lebende Bauten – Trainierbare Tragwerke geht aus dem Forschungsvorhaben Baubotanik hervor.

Der Begriff Baubotanik, entwickelt am Institut Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen (Igma) der Universität Stuttgart, beschreibt die Idee, Tragstrukturen aus lebenden Holzpflanzen zu bilden. Verstanden als „erste Lebenswissenschaft in der Architektur“ versucht die Baubotanik, Bauten im „Co-Design mit der Natur“, insbesondere in „Co-Produktion mit dem Baum“ entstehen zu lassen. Ziel ist es, die Wachstumsprozesse der Bäume zur Bildung optimierter Tragwerke nutzbar zu machen und ihre Gestaltqualitäten mit den statischen Funktionen und baulichen Anforderungen einer Tragstruktur zu vereinen.

Wichtig ist: die Begriffe „lebende Bauten“ und „trainierbare Tragwerke“ sind nicht metaphorisch zu verstehen. „Baubotaniker“ realisieren am Igma seit mehreren Jahren schon Bauten aus „lebendem Holz“. Um nun diese Baupraxis in eine philosophische, naturwissenschaftliche, architektur- und kulturtheoretische Reflexion einzubinden, kamen in unserer Konferenz erstmals Vertreter verschiedener Wissensdisziplinen zusammen und diskutierten Fragen, die das völlig neuartige Natur-Artefakt-Verhältnis in der Baubotanik aufwirft:

Welches Naturverständnis liegt dem Bauen mit „lebendem Material“ zugrunde? Auf welche naturwissenschaftlichen Grundlagen beruft sich die Baubotanik? Wie ändern sich die Rolle und das Selbstverständnis des Architekten, wenn er einen Teil seiner Gestaltungshoheit an die lebende Pflanze, den Baum, abgibt? Entsteht ein neues „Gefühl“ für die Zeitlichkeit in der Architektur, wenn nicht mehr nur Verschleiß und Verfall des Materials, sondern Wachstum und adaptive Reaktion auf Umweltbedingungen die zukünftige Gestalt der Architektur prägen? Vor welcher Verantwortung steht der Architekt, wenn er den Ansprüchen des lebenden Menschen und des lebenden Tragwerks seiner Bauten gerecht werden muss?

Die Konferenz wurde von einer Ausstellung begleitet, die Ergebnisse des zuvor stattgefundenen Workshops TREEoGRAPHICS und andere baubotanische Projekte präsentierte.

 
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Programm

 

Freitag, 26.01.2007

- Trainierbare Tragwerke -

 

10:00 – 13:00 Uhr

Begrüßung und Einführung

Gerd de Bruyn - Architekturtheoretiker und Leiter des Instituts Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen (Igma, Universität Stuttgart) und Mitglied des Direktoriums des Internationalen Zentrums für Kultur- und Technik-forschung (IZKT, Universität Stuttgart).

Impulsvorträge zur Diskussion:

Trainierbare Tragwerke 

Ferdinand Ludwig - Baubotaniker und Mitglied des Architekturlabels NMA. Forschungsschwerpunkt: Adaptives Wachstum von Holzpflanzen als baubotanische Konstruktionsmethode in der Architektur.
Verborgene Gestaltgesetze der Natur

Claus Mattheck - Leiter der Abteilung Biomechanik im Forschungszentrum Karlsruhe und international bekannter Baumforscher. Forschungsschwerpunkt (u.a): Opti-mierungsprozesse bei Bäumen.

 

14:00 – 17:00 Uhr

Impulsvorträge zur Diskussion:

Bauen mit Luft

Rolf Luchsinger - Leiter des Center for Synergetic Structures, EMPA, Dübendorf (CH). Forschungsschwerpunkt (u.a.): Entwicklung luftgestützter, synergetischer Strukturen (Tensarity®).

Bionik – Lernen von der Natur

Thomas Speck - Leiter der Plant Biomechanics Group (Freiburg) und Direktor des Freiburger Botanischen Gartens. Forschungsschwerpunkt (u.a.): Biomechanik von Holzpflanzen.

 

Eröffnung der Ausstellung

 

Samstag, 27.01.2007

- Lebende Bauten -

 

10:00 – 13:00 Uhr

Impulsvorträge zur Diskussion:

Lebende Bauten

Hannes Schwertfeger - Baubotaniker und Mitglied des Architekturlabels NMA. Forschungsschwerpunkte: Monumentalität, Lebensphilosophie.

Lebende Bauten – Lebendige Wahrnehmung. 

Naturphilosophische Überlegungen zur Bau- und Landschaftsgestaltung
Werner Theobald - Privatdozent am Zentrum für Ethik und Lehrbeauftragter an der Medizinischen Fakultät der Universität Kiel. Forschungsschwerpunkt (u.a.): Natur-philosophie.

Leiblichkeit und Sensibilität im Bauen

Michael Großheim - Inhaber der Hermann-Schmitz-Stiftungsprofessur für Phänomenologische Philosophie am Institut für Philosophie der Universität Rostock. Forschungs-schwerpunkt (u.a.): Anthropologie, Existenzphilosophie, Phänomenologie.

 

14:00 – 17:00 Uhr

Impulsvortrag zur Diskussion:

Artefakt - Lebewesen - Biofakt. Philosophische Aspekte lebendiger Bauten

Nicole C. Karafyllis - Lehrbeauftragte u.a. zur Philosophie und Geschichte der Technik und Biowissenschaften am Institut für Gesellschafts– und Politikanalyse der JWG Universität Frankfurt a. M.

offene Diskussion und Resümee zum Themenfeld Baubotanik.

Moderation: Gerd de Bruyn

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