José Luis Moro (Stuttgart): Der Brückenentwurf – zwischen symbolischem Ausdruck und konstruktiver Stringenz

17. November 2016, 20:00 Uhr

Reihe: Italien-Zentrum

Zeit: 17. November 2016, 20:00 Uhr
Veranstaltungsort: Stiftung Geißstraße, Geißstraße 7, Stuttgart
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Die Brücke entstand, wie vermutlich alle anderen Bauformen, als Zweckbau zur Erfüllung eines vordergründigen Bedürfnisses: in diesem Fall die Überwindung eines Hindernisses auf einem Verkehrsweg. Die Gestalt älterer Brücken war dabei stark von den Randbedingungen geprägt, die Material, Statik, Bauprozess und Ökonomie vorgaben. Stets besaß die Brücke aber eine ortsbezogene Bedeutung, sei es in der Landschaft oder im städtischen Kontext, der mit entsprechender Ornamentik und mit symbolisch beladenem Beiwerk Rechnung getragen wurde. Mit den wachsenden technischen Möglichkeiten, insbesondere seit der Industrialisierung und in noch deutlich verstärkten Maß seit Einführung digitaler Planungsmethoden, haben sich dem Entwerfenden indessen formale Freiheiten beim Brückenentwurf eröffnet, die das ehedem eherne Diktat der Materialgerechtigkeit und der statisch effizienten Form in seinen Grundfesten erschüttern. Gleichzeitig bleiben die Naturgesetze, die den Kraftfluss im Tragwerk regeln, unverändert und zeigen dem Planer in seinem Wirken nach wie vor unüberschreitbare Grenzen auf. Diese wechselseitige Beeinflussung von symbolischem Gehalt und Notwendigkeiten statischer Effizienz bestimmt den Entwurf zwar in variierendem Ausmaß bei allen Bauformen, besitzt bei der Brücke als weitgehend monofunktionale, notwendigerweise stark vom Kraftfluss geprägter Bauform indessen eine ganz besondere Bedeutung.
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