Just follow the science? Wissenschaft in der Demokratie
Das hochkarätig besetzte Podium ging der Frage nach, wie sich Wissenschaft und Politik in unserer Zeit zueinander verhalten, verhalten könnten und verhalten sollten. Einfach nur der Wissenschaft zu folgen könne, so Wolfgang Schäuble, keine Lösung sein. Anders als die Wissenschaft, die sich nur an der Wahrheit orientiere, müsse die Politik ganz verschiedene, konkurrierende, widerstreitende Aspekte berücksichtigen. Auf den Rat von Expert:innen zu hören sei wichtig, ihnen aber blind zu folgen, sei undemokratisch. Korinna Hennig, die den erfolgreichen Podcast „Coronavirus-Update“ entwickelte, sah hingegen die Politik auch in einer spezifischen Verantwortung, wissenschaftliche Erkenntnisse tatsächlich wahrzunehmen. So sei immer wieder vor exponentiellem Wachstum gewarnt worden – doch die Politik schlug vor, abzuwarten. Zwar sei Deutschland im internationalen Vergleich recht gut durch die Pandemie gekommen, aber in vielerlei Hinsicht sei eine kritische Aufarbeitung nötig. André Bächtiger berichtete aus der Forschung über jene Verfahren, in denen wissenschaftliche Expertise und die Bürger:innen systematisch ins Gespräch gebracht werden.
Durchaus nicht unkontrovers loteten die Gesprächspartner die Frage aus, wie ein Mittelweg zwischen einer populistischen Verachtung für die Wissenschaft einerseits und einem blinden Vertrauen in die Wissenschaft andererseits zu finden sei.
Der langanhaltende Applaus zeigte, dass die gemeinsam vom Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung (IZKT) der Universität Stuttgart, dem Evangelischen Bildungszentrum Hospitalhof Stuttgart und der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus organisierte Veranstaltung das Stuttgarter Wissenschaftsfestivals 2022 bereicherte.
Einen Bericht über die anderen drei Veranstaltungen finden Sie HIER >>.
Live-Mitschnitt "Just Follow the Science. Wissenschaft in der Demokratie"
Bericht: IZKT auf dem Stuttgarter Wissenschaftsfestival 2022